Leihmutterschaft in der Ukraine: Wut der Eltern, denen die Einreise zu ihren Kindern verwehrt bleibt.



Seelenschrei der französischen Quarantäne -Wunscheltern in dem neuen Artikel:





https://www.lemonde.fr/societe/article/2020/04/23/gpa-en-ukraine-la-colere-des-parents-empeches-de-rejoindre-leur-enfant_6037557_3224.html
Einige Paare, die bereits eine Leihmutterschaft in der Ukraine beantragt haben, können in dieses Land nicht einreisen, weil dieses ab dem 16. März die Einreise für Ausländer verboten hat. Mit eventuellen Ausnahmen. Das Außenministerium der Französischen Republik verweigert den Gesuchen der Wunscheltern stattzugeben.




Sie haben das Foto nach einigen Stunden nach ihrer Geburt erhalten. Oceane wurde am Dienstag, am 21.April mit einem Gewicht von 3,5 Kg und mit einer Größe von 56 cm geboren und ihre Eltern: Karine und Thierry haben sie per Bildschirm kennengelernt, 2400 km entfernt von ihr, mit Freude und Wut. “Da wir keine Genehmigung zur Einreise in die Ukraine bekommen haben, konnten wir sie weder sehen noch registrieren lassen. Unsere Tochter ist nicht nur in ihren Grundrechten verletzt worden, sondern wir haben Angst,dass diese Situation ihre Zukunft beeinträchtigen kann”, sagt Karine.




Das Pariser Paar hat 2019 ihre Wahl zugunsten der Leihmutterschaft in der Ukraine getroffen. Das war das Ende des langen Weges. “ Ich hatte Leukämie und ich wurde unfruchtbar nach der Behandlung. Danach versuchten wir ein Baby mithilfe von Eizellspende auszutragen, aber ich wurde schwanger nur erst nach einigen Versuchen. Unser kleines Mädchen wurde frühzeitig geboren, in dem 6. Monat und leider nicht überlebte”, erklärt eine 40- jährige Frau. “ Später haben die Ärzte festgestellt, dass die Schwangerschaft meine Leukämie noch verschlimmert hat und haben mir dringend von weiteren Schwangerschaftsversuchen abgeraten.








Mehr als ein Jahr hat nach diesem schmerzhaften Ereignis vergehen sollen, bis Karine mit ihrem Mann in Kiew für ein Leihmutterschaftsprogramm gekommen sind. Diese Methode ist in Frankreich verboten, erlaubt aber in der Ukraine für heterosexuelle verheiratete Paare, bei denen die Unfruchtbarkeit medizinisch bestätigt worden ist. Sommer 2019 wurde ein Embryo aus den Geschlechtszellen von Thierry und einer Eizellspenderin in die Gebärmutter einer “Leihmutter” erfolgreich eingesetzt. Das war ihr Schwangerschaftseintritt. In 9 Monaten hatten sie vor, eine Reise nach Kiew zu unternehmen, um zum Zeitpunkt der Geburt ihrer Tochter rechtzeitig zu sein.





Grenzschließung





Aber in dieser Zeit ist die Epidemie Covid-19 ausgebrochen und hat ihre Pläne durchkreuzt. Ab dem 16. März hat die Ukraine das Einreiseverbot für Ausländer verhängt, mit eventuellen Ausnahmen. In Paris machten sich Karine und Thierry Sorgen, aber sie waren nicht alleine in ihrem Leid. Sophie Labaune-Parkinsson und ihr Ehemann wohnen in Australien. Diese 30-jährige Frau kam zur Welt mit Rokitansky-Syndrom, sie hat keine Gebärmutter. Leihmutterschaft ist für sie eine einzige Chance ein eigenes genetisch verwandtes Kind zu haben. Sie haben auch die Ukraine gewählt, “da hier dieser Prozess gut organisiert, gesetzlich ist und alle Teilnehmer sind geschützt: Eltern, Kind und Leihmutter.” Der errechnete Geburtstermin für ihren Sohn fällt auf den 27. April und laut den Vertragsbedingungen sollte Sophie bei der Geburt anwesend sein.




Bei der ersten Ankündigung der Grenzschließung entscheidet die junge Frau, Export- Manager bei einem Unternehmen, vorsichtshalber nach Europa zu fahren. Sie reiste allein ohne ihren Mann zurück zu ihren Eltern in die Normandie, um so näher an die Ukraine heranzurücken, da sie damit rechnet, bald in das Land einreisen zu dürfen.
Gleich nach ihrer Ankunft kontaktiert sie das Außenministerium der Französischen Republik und den französischen Botschafter in der Ukraine und bittet um die Unterstützung.




Im Bemühen um die Einreise sollten Ausländer ihre diplomatischen Vertretungen um ein Ersuchen in Form eines diplomatischen Dokuments bitten. Ohne eine solche Verbalnote werden Anträge nicht beachtet beziehungsweise bearbeitet.
Sophie hat ein Gesuch zuerst selbst, dann durch einen Anwalt gerichtet. “ Ich habe die ukrainische Kollegin kontaktiert, die mir mitgeteilt hat, dass einige Länder, unter denen auch Irland, Großbritannien und Israel sind, diese Verbalnote geschickt haben. Ihren Anweisungen folgend, habe ich einige Briefe, die ihre Motivation erklären, geschickt und auch die vorgegebene Bestätigung enthalten, dass sie sich an die durch Ukraine festgelegte Route halten wird”, sagt die Frau Catherine Clavin, ein Mitglied des Rechtsanwaltskollegiums von Marseille. Der erste Brief datiert vom 1. April.






“Die Ungewissheit ist das Schlimmste “




Im Warten auf die Antwort hat Sophie eine kleine Gruppe aus den französischen Wunscheltern in den Sozialnetzwerken gegründet, deren Wunschkinder in den nächsten Wochen in Kiew geboren werden. Sie kommunizieren, unterstützen einander, diskutieren alle möglichen Entscheidungen. Außer Karine und Thierry gibt es dort auch z.b. Sonia und Christophe aus Tarne-et-Garonne. Sie sind schon 15 Jahre zusammen, 11 Jahre waren den vergeblichen Versuchen gewidmet, ein Baby zu kriegen, sie haben sich auch Ende 2018 in die Ukraine begeben.



“Wir müssen uns freuen, weil für uns es das Ende mehr als 10- jähriges Kampfes bedeutet, aber wir wissen nicht, wann wir unseren eigenen Sohn werden sehen können”, teilt seine Sorgen Christophe mit.



Genauso wie Sophie und Karine, haben sie gewünscht, dass ihr Kind mithilfe vom eigenen genetischen Material zur Welt kommen wird und auch die Bedingungen seitens der Leihmutterschaftsagentur passten ihnen. “ Alles lief sehr gut, aber alles änderte sich vor 1,5 Monaten , sagt Christophe. Dann wurde die Situation sehr beunruhigend, wir müssen uns freuen, weil für uns es das Ende mehr als 10- jähriges Kampfes bedeutet, aber wir wissen nicht, wann wir unseren eigenen Sohn werden sehen können”. Er muss ungefähr am 2. Mai zur Welt kommen.





Maurine Monstin und Carles Farrarons warten auf die Geburt ihres Sohnes am 17. Mai, zwei Wochen später. “ Wir haben unsere Leihmutter, Inna, im Januar kennengelernt und waren mit ihr bei einer Ultraschalluntersuchung. Wir kommunizieren bis jetzt und tauschen mit ihr oft die Neuigkeiten aus. Für sie ist es auch Stress”, meint Maurine. Eine französische Staatsangehörige mit einem Spanier verheiratet und mit Wohnsitz in Spanien hat beide Variante probiert, um die Situation zu retten. “Die Ungewissheit ist das Schlimmste . Wenn so weiter gehen wird, werden wir dort frühestens Juli oder September landen können”. Sie sollte auf den Abflug verzichten, weil sie keine Genehmigung hatte und der Abflug storniert wurde.





Eigens eingerichtete Säuglingskrippe





Um die Aufmerksamkeit auf die eigene Situation zu lenken, ist diese kleine Gruppe über die Presse an die Öffentlichkeit getreten und hat eine Online- Petition verfasst. Mehr als 1200 Unterschriften sind nur innerhalb weniger Tage gesammelt worden. (Stand: 23. April). Seitens der Behörden nach 3 Wochen des Schweigens haben sie endlich eine Antwort bekommen. In einem Musterbrief vom 17. April beschränkte sich die französische Regierung darauf, dass “ die Außengrenzen (der Ukraine) für Ausländer geschlossen sind, die Einreise und Ausreise wegen nicht erstrangiger Angelegenheiten für Inländer sind auch verboten. Indem sie “die Schwierigkeiten, durch diese Beschränkungen verstehen” kündigt das Außenministerium von Frankreich an, dass “ es unmöglich ist, dieses Abweichen von der ukrainischer Verordnung in Erwägung zu ziehen.”




Diese Antwort hat Sophie Labaune-Parkinsson ins Entsetzen gebracht. “ Es ging nie um die Kinder und um die Möglichkeit der Übersendung einer Verbalnote. In der Tat haben wir keine Antwort bekommen”, jammert sie. Einige von diesen Paaren haben die Absicht vor Gericht zu gehen. Sie rechnen mit der Einreichung eines Gesuches um den Schutz ihrer Grundrechte in den nächsten Tagen beim Pariser Verwaltungsgericht durchzusetzen. Das Ziel dieses dringenden Verfahrens ist zu zeigen, dass die Untätigket der Behörden die Grundrechte von französischen Kindern verletzt”, erklärt Sophie.




Es wurde derzeit keine Lösung des Problems gefunden, Oceane, die Tochter von Karine und Thierry wird das Kiewer Geburtshaus Ende dieser Woche verlassen. Sie wird in eine eigens seitens der Agentur im Hotel eingerichtete Krippe, gebracht, in der die Babys vom Ärzteteam und Babysitterteam in Schichten betreut werden.






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