Erfahrung der deutschen Corona-Eltern eines Leihmutter-Kindes. Ein Interview mit einem Biotexcom-Paar



Erfahrung der deutschen Corona-Eltern eines Leihmutter-Kindes.
Ein Interview mit einem Biotexcom-Paar
aufgenommen in Räumlichkeiten vom Hotel „Venice“
Teil 2
Moderatorin: Wieso brauchten Sie die Leihmutterschaft?
Wunschmutter: Wir haben über 17 Jahre lang in Deutschland versucht , mit allen erlaubten Mitteln . Und leider ist auch die Eizellspenden nicht erlaubt in Deutschland. Das war alles sehr traumatisch für uns und sehr belastend. Wir hatten mehrere Fehlversuche mit künstlicher Befruchtung , dann leider gibt es so paar Ärzte, die mehr aufs Geld aus sind und wir hatten einen Arzt,der uns gesagt hat, nachdem der erste Versuch misslungen war, wir sollen, bitte, nicht mal wiederkommen, wir würden dann die Statistik versauen. Also, es war ganz schlimm.
Moderatorin: Das ist krass, über die Statistik zu sagen, nicht über ihren Einzelfall , sondern über die allgemeine Statistik. Das ist ja gemein.
Wunschmutter: Wir hatten dann immer wieder Pausen gemacht, um das alles zu verarbeiten und dann war irgendwann der Punkt , dass ich durch die ganzen Hormone krank geworden bin und meine Gebärmutter eben entfernt werden musste.
Moderatorin: Wegen dieser Behandlung?
Wunschmutter: Ich hab Adenomyosis Uteri , Endometriose und Myome gehabt. Und die sind alle wesentlich schlimmer geworden durch diese Hormonbeigabe. Und ich hatte, na ja, so schlimme Blutungen . Ich hatte wirklich das unterste Level Eisen. Ich hab vor zwei Jahren die Gebärmutter entfernt bekommen und bin froh über den Tag. Auf der einen Seite hab ich sehr viel geweint, weil ich wusste, ich kann kein Kind mehr bekommen .
Moderatorin: Weil Sie haben verstanden, dass es Ende ist.
Wunschmutter: und dann durch Zufall, wir waren im Urlaub, wir haben über die Adoption gesprochen, ob wir doch den Weg versuchen, und da bin erstmal auf einen Artikel über Leihmutterschaft erstmal in Tschechien gestoßen .
Moderatorin: in Tschechien ist wie eine Grauzone.
Wunschmutter: Ja, die Leihmütter sind nicht so gut abgesichert. Und dann hab ich dann gesagt:” guck mal, wie sieht es überhaupt mit Leihmutterschaft aus” und dann habe ich einen ganz tollen Zeitungsartikel über BiotexCom gefunden. Von Focus. Magazin Focus.
Das war dann der Grund, warum wir eine Woche später ,drei Wochen später , wir haben es erst für uns überlegt, können wir das für uns vertreten,es ist ja ethisch und moralisch nicht so leicht.
Moderatorin: Da muss man sich anfreunden mit diesem Gedanken.
Wunschmutter: Wir haben ganz tolle Freunde und die sagten, dass man hier nicht so viel Geld verdient , in der Ukraine und wenn Sie in dieser Situation wäre, sie müsste ihre Kinder versorgen , würde sie auch das machen, dass sie sich vielleicht eine Wohnung kaufen kann oder um ihre Kinder zu versorgen und dass man die Frauen auch verstehen kann. Das ist nicht so wie es oft in der Presse in Deutschland dargestellt wird, dass die Leihmütter ausgebeutet werden.
Moderatorin: Und das heißt, dass Sie haben Ihren Freunden darüber erzählt? Über Leihmutterschaft?
Wunschmutter: den engsten und unseren Eltern. Wenn uns keiner fragt, sagen wir nichts.
Moderatorin: Sie haben auch über die Adoption gedacht, haben Sie probiert oder irgendwie umentschieden?
Wunschmutter: Ne, das Problem ist, dass wir schon zu alt waren. In Deutschland ist es so: man darf nicht älter als 40 sein. Wir waren schon drüber.
Wunschvater: Der älteste Partner, wenn er -40 ist, dann ist das maximale Alter , wenn man das Kind kriegen kann.
Moderatorin: Das heisst, je älter der Partner, desto älter muss das Kind sein. Mit 30 kann man schon einen Säugling kriegen, mit 40 nicht mehr.
Wunschvater: Es gibt dann in Deutschland so viele Paare, die den Adoptionsweg wollen. Da muss man wirklich Glück haben.
Wunschmutter: auf 1 Kind kommen über 30 Paare. So viele Kinder gibt es nicht in Deutschland, die zur Adoption freigegeben werden und viele bleiben in ihren Familien oder kommen in die Pflegefamilien. Deswegen war Deutschland schon ausgeschlossen. Und wir wollten mal im Ausland adoptieren. In Russland. Und da waren ein paar Sachen, die seltsam waren.
Moderatorin: Z.B?
Wunschmutter: wir kennen Menschen, die Kinder aus Russland adoptiert haben und da muss irgendetwas im Heim passiert sein, die Kinder waren sehr verhaltensauffällig, sehr ängstlich, sind auch von Psychologen betreut worden. Und wir vermuten, dass die Kinder geschlagen worden sind .Und haben wir überlegt, ob wir das machen werden, das ist nicht so leicht, auch mit Russland.
Wunschvater: Und der Zeithorizont. Wenn wir das gemacht hätten, hätte es mindestens 5 Jahre gedauert. Vom Start bis zum Ende. In Russland war etwas kürzer, aber wir wollten mit Bulgarien machen. Für uns war es egal, welcher Volksgruppe das Kind zugehört, Kind ist Kind, kann man lieben, egal wie es ist. Das hätte aber in Bulgarien über 6 Jahre gedauert. Meine Freunde haben es gemacht und sie haben 6,5 Jahre warten müssen.
Moderatorin: Bei Leihmutterschaft hatten Sie dann diese Möglichkeit genetisch verwandtes Baby zu bekommen,einen Säugling.
Wunschmutter: eben, dann haben wir gedacht:” Mensch, toll” damit haben wir gar nicht gerechnet.

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