Erfahrung der deutschen Corona-Eltern eines Leihmutter-Kindes. Ein Interview mit einem Biotexcom-Paar



Erfahrung der deutschen Corona-Eltern eines Leihmutter-Kindes.
Ein Interview mit einem Biotexcom-Paar
aufgenommen in Räumlichkeiten vom Hotel „Venice“
Teil 3
Moderatorin: Wie waren Ihre Kommunikationsmöglichkeiten mit dem Baby,solange Sie in Deutschland waren, während Coronapandemie? Also, Videokonferenzen, Bilder?
Wunschmutter: Ja, wir haben eine gemacht. Eine Videokonferenz. Das war das Schlimmste, was wir gemacht haben. Einmal waren es technische Probleme. Das andere war - Ich glaube, es gibt Paare, die wollten immer , dass das Kind in die Kamera guckt. Uns war es egal, Hauptsache- wir sehen unsere kleine Tochter.
Moderatorin: also, das Kind muss trainiert sein, um in die Kamera zu gucken.
Wunschmutter: Das war für uns einfach so schmerzhaft sie zu sehen und wir wissen wir können nicht zu ihr hin. Und dann haben wir gesagt, wir fänden es viel besser, wenn wir lieber ganz kurze Videos bekommen zwei-drei Mal die Woche und dann die Nannys sollen die Zeit für sich nehmen,weil sie haben so viel zu tun, dass sie sich ein bisschen ausruhen können, oder sie sollen mit den Kindern spielen. Das war uns wichtiger, als dass wir jetzt 10 Minuten sie Live sehen. Wir wussten, sie ist in dem Moment da und wir konnten nicht da sein.
Moderatorin: Dann meine Frage, ob diese Informationen trostbringend waren,ist quasi nein.? Nicht trostbringend?
Wunschmutter. Nee, für uns nicht. Das hat wehgetan. Also die Fotos und die kurzen Videos- das war toll, aber diese Videokonferenzen ,aber es gibt Paare,für die es wichtig war, das hab ich schon rausgehört. Sie hatten es gern gehabt. Für uns war es einfach der Moment, als ich gesagt habe: “ nee, ich kann es nicht”, wir haben noch eine Stunde danach geweint, weil es so nahgegangen ist. Ich hab auch die Sprachnachrichten über Betreuerin über Whatsapp geschickt, mit Geschichten, vorgelesen, für meine Tochter und dann habe ich ihr ihre Spieluhr vorgespielt und so weiter. Ich vermute mal, dass es abgespielt wurde, weil sie sofort auf meine Stimme reagiert hat. Sie hat mich sofort erkannt, angeguckt und angelächelt.
Moderatorin: Wie war der erste Augenblick, als Sie ihr Baby in die Arme nehmen durften?
Wunschmutter: (weint)
Wunschvater: Genauso. Das war sehr emotional.
Moderatorin: Das war hier im Venice?
Wunschmutter: Ja, das war vom Babyroom.Ich kann es gar nicht beschreiben, es war so schön.
Moderatorin: Der Sonnenschein. Sie hat noch unsere Babysitterin so genannt.
Wunschmutter: Wir haben auch das Wort “Sonnenschein” überm ihr Bettchen stehen.
Moderatorin: echt? jetzt?
Wunschmutter: nee, vorher schon. In Deutschland. Und ihr Zimmer ist gelb gestrichen.
Moderatorin: Sie hat gerade auf Russisch gesagt: Das ist ein Sonnenschein.
Wunschvater: Und das eine Video, das wir bekommen haben, dort sagt Oxana (Nanny) zu der Kleinen auf Ukrainisch: “und jetzt grunzen wir zusammen. Lass uns grunzen.”
Wunschmutter: Und die Kleine grunzt wirklich die ganze Zeit.Wenn sie trinkt, dann grunzt sie. Total süss.
Moderatorin: Noch eine Frage: Haben Sie Ihre Leihmutter kennengelernt? Wie sind Ihre Eindrücke über diese Dame?
Wunschmutter: Gar nicht. Über BioTex gibt es ja leider nicht die Möglichkeit, dass man Telefonnummern austauscht. Und wir haben die Vaterschaftsanerkennung schon in Deutschland gemacht. Das heisst, sie war , während wir in Deutschland waren, in der Botschaft. Deswegen haben wir sie nicht gesehen. Und jetzt habe ich die Telefonnummer bekommen, weil die Botschaft diese brauchte. Sie hat aber kein Whatsapp oder andere Apps.Anrufen….ich kann ja nicht Ukrainisch. Ist ein bisschen schwierig.
Moderatorin: Aber wollten Sie eigentlich sie kennenlernen?
Wunschmutter: Also, am Anfang nicht, ich hab ab Januar ihr zu jeder Untersuchung einen Brief geschrieben, handschriftlich,die Übersetzerin hat das immer übersetzt und das war mir sehr wichtig, einfach dass sie weiss, dass wir ihr unendlich dankbar sind dafür, was sie macht, dass sie uns so hilft und dass wir hoffen, dass sie damit ihrer eigenen Familie helfen kann. Ich hab sie auch gefragt, ob sie Familie hat. Also, ich weiß, dass sie eine 15-jährige Tochter hat. Also, viel weiss ich nicht, aber ich hab den Eindruck, sie hat es ganz toll gemacht.
Moderatorin: Möchten Sie mit ihr Kontakt unterhalten oder eher nicht? Es kommt ja drauf an...
Wunschmutter: Ich würde gerne mit ihr schreiben.
Moderatorin: Fotos schicken oder nicht so privat?
Wunschmutter: Fotos kann ich mir schon vorstellen. Ich weiß, nicht ob sie das möchte, weil ich habe auch nicht das Gefühl, dass sie Kontakt haben möchte. Das weiß ich halt nicht. Es gibt ja Leihmütter, die wollen intensiv Kontakte, andere gar keine. Einige wollen bis zur Geburt, danach keine mehr. Das ist ja für jeden unterschiedlich.
Moderatorin: Ich hatte leider keine Möglichkeit mit Ihrer Leihmutter zu sprechen, sonst hätte ich fragen können, ob sie das möchte.
Wunschmutter: Ich weiß halt nicht, ob sie überhaupt Kontakt möchte, die Leihmutter. Ich finde schön ein bisschen noch zu wissen, wie die Schwangerschaft gelaufen ist. Ich habe alles, was ich weiß über Natalja ins Tagebuch für mein Kind geschrieben und werde das Foto vom Pass miteinkleben, damit sie einfach weiß, wer ist das denn.
Moderatorin: Wir können das so machen, wenn Ihre Tochter 8 Wochen alt wird, dann wird ihre Leihmutter die letzte Erklärung unterschreiben, dann können wir bei dem Notar fragen, ob sie möchte Kontakt mit Ihnen aufnehmen und irgendwie erzählen über ihre Schwangerschaft. Wir können das machen.
Wunschmutter: Ja, gerne, oder über sich selber auch und so… was sie gerne macht oder während der Schwangerschaft gemacht hat. Aber ich möchte mich nicht aufdrängen. Es gibt auch Wunscheltern, die sich den Leihmüttern aufdrängen. Ich denke, sie soll das selber entscheiden.
Moderatorin: Wir werden vorsichtig sie fragen.
Wunschmutter: Wenn sie möchte, gerne,würde ich gerne über Whatsapp oder so schreiben, wenn das möglich ist.

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